Dieser Film von Markus Fischötter wandelt auf bereits von Peter Kuran und anderen amerikanischen Dokumentarfilmern vertrauten Spuren:
dem US-Atomtestgelände in der Wüste von Nevada, das sich 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas befindet und so groß ist wie das Saarland. Dort machten die USA zwischen 1950 und 1992 jedes Frühjahr insgesamt über 900 Atomtests.
Im Arte-Film wird unter anderem Doug Woods interviewt, der 81jährig eigentlich Spielfilme machen wollte, bis er sich 1950 für die Atomtests interessierte und als Kameramann fast 300 über- und unterirdische Aufnahmen für Das geheime Hollywood-Filmstudio Lookout Mountain Observatory machte. Von 1947 bis 1969 arbeiteten hier 250 Produzenten, Regisseure und Kameramänner und machten 6500 Filme, einige davon Propaganda, die meisten jedoch militärintern und bis vor kurzem oder teils auch noch heute unter Geheimhaltung.
USA:
Hauptsache keine Strahlung in Las Vegas
Im „Frenchmen Flat“ wurde am 27. Januar 1951 nach dem Trinity-Test in New Mexico der erste oberirdische Atomtest auf dem Gelände der USA vorgenommen. Die Mitarbeiter lebten dabei lange Zeit in Zelten am Hang, wie Doug sich erinnert – eine gegen Fallout ziemlich ungeschützte Art der Unterkunft. Getestet wurde nur bei nach Osten blasendem Wind, um Las Vegas und Los Angeles vom Fallout zu verschonen. Dafür entstanden im gesamten Rest der USA „Hot Spots“ bis hinüber in den Staat New York.
Am schlimmsten erwischte es allerdings die Mormonenstadt St. George im Bundesstaat Utah. Claudia Petersen berichtet, wie sie mit 5 Jahren erstmals die Blitze und Atompilze sah und ihre Mitschüler Leukämie bekamen. Lange hoffte sie verschont zu bleiben, doch Mitte der 80er starben dann innerhalb eines Jahres ihr Schwiegervater, ihre Schwester und schließlich ihre sechsjährige Tochter qualvoll an Krebs. Ab 1988 bot der Staat Kompensationszahlungen an mit 50.000 Dollar Entschädigung pro Gestorbenem – für Claudia Petersen eine unverschämte Offerte, die sie ausschlug.
Doch den Soldaten ging es auch nicht besser, sie wurden nur 3 Kilometer von der Explosion entfernt stationiert, obwohl die Atomic Energy Commission 11 Kilometer Abstand vorschrieb, um sie gegen die Atomexplosionen abzuhärten und 45 Minuten bis eine Stunde nach der Explosion bereits in das Explosionszentrum geschickt 380.000 Soldaten mussten an den Tests teilnehmen, viele starben an Krebs.
Jonathan Parfrey von der Organisation „Ärzte für soziale Verantwortung“ in Los Angeles nennt
- 11.000 Krebstote durch die Atomtests und
- 100.000 bis 150.000 schwer erkrankte Personen, sowie
- allein 120.000 Fälle von Schilddrüsenkrebs nur durch freigesetztes radioaktives Jod 131.
- Auch 18 von insgesamt etwas 800 unterirdischen Tests blieben nicht unterirdisch und brachen an die Oberfläche durch.
Das US-Testgelände, in dem einst 15.000 Menschen lebten und arbeiteten, hat heute nur noch wenige Bewohner und ist nun für die Öffentlichkeit offen. Auch heute werden dort noch ABC-Versuche gemacht, allerdings keine Atomexplosionen mehr, sondern unter anderem unterkritische Pluttoniumtests mit Sprengstoff in 300 Meter Tiefe, um die vorhandenen Atombomben intakt zu halten. Bald soll allerdings wieder „richtig“ getestet werden – zur Entwicklung von „Mini-Nukes“ hat die Bush-Regierung grünes Licht für neue Atomtests in Nevada gegeben….
Filme:
Doku German ARTE – Atombombenversuche Nevada 1950 – 1992
Doku (2017) – Atombomben über Nevada: Der Anfang vom Ende? – HD/HQ