Baldur Springmann

Baldur Springmann (* 31. Mai 1912 in Hagen; † 24. Oktober 2003 in Lübeck) war ein deutscher ökologischer Landwirt, Publizist und Politiker des rechtsextremen Spektrums mit völkischem Hintergrund. Der Erbe einer Industriellenfamilie studierte Landwirtschaft, baute in den 1950er Jahren einen Hof in Schleswig-Holstein mit biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise auf und gehörte zu den Pionieren der Ökologiebewegung in der Bundesrepublik.
Er war seit den 1970er Jahren unter anderem in der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD) und im Weltbund zum Schutz des Lebens (WSL) aktiv,

1978 war er Gründungsmitglied der Grünen Liste Schleswig-Holstein und im Januar 1980 der Partei Die Grünen.

Baldur Springmann wollte bereits nach dem Abitur Bauer werden. Er machte eine landwirtschaftliche Lehre, studierte Landwirtschaft und kaufte sich von seinem Erbteil ein 50-Hektar-Anwesen bei Wismar in Mecklenburg. Später war Springmann Leutnant bei der Schwarzen Reichswehr, Mitglied beim Stahlhelm sowie Jugendbetreuer beim Reichsnährstand. Zudem war er Mitglied der SA bis März 1934, der SS und ab 1939/40 der NSDAP (Mitgliedsnummer 7.433.874). Springmann war seit 1942 mit Ilse Bünsow verheiratet, die 1981 verstarb.

Im Zweiten Weltkrieg war Springmann zuletzt im Range eines Kapitänleutnants Chef einer Flugabwehrbatterie in Kiel-Schilksee und in Swinemünde.[1] Bei Kriegsende gelang ihm die Flucht vor der Roten Armee über die Ostsee. 1950 siedelte er sich auf dem Hof Springe im schleswig-holsteinischen Geschendorf an.

Nach eigener Darstellung lernte er Mitte der 1950er Jahre die Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft in Lübeck bei einer Veranstaltung kennen, nachdem er durch eine Zeitungsanzeige auf diese aufmerksam geworden war. Über zehn Jahre war er Leiter einer Unitarier-Gemeinde in Bad Segeberg, die nach dem Rücktritt Springmanns unter neuer Leitung sich von den Deutschen Unitariern trennte und sich dem Bund Deutscher Unitarier anschloss.
Springmann entfremdete sich zunehmend von den Deutschen Unitariern und verließ diese. Als Gründe gab Springmann seine Vorstellungen über Kriegsdienstverweigerung, über ökologische Landwirtschaft und seinen Kampf gegen Atomwirtschaft sowie zuletzt die Ausklammerung des Emotionalen und die Orientierung der Deutschen Unitarier an einer intellektuellen Philosophie an. Laut eigenen Aussagen hat ihn das Buch Europas eigene Religion der Unitarierin Sigrid Hunke beeinflusst. Springmann bezeichnete sich selber in seinen Lebenserinnerungen als „Ungläubiger“.

2001 schrieb Springmann im Ostpreußenblatt:

„Selten hat der eigentliche Machthaber unseres heutigen, sonst ziemlich gut getarnten autoritären Systems so unverhüllt sein wahres Gesicht gezeigt wie […] mit den von den Obergutmenschen ausgerufenen und von allen, allen braven Gutmenschen tapfer angetretenen Kreuzzug gegen ‚Rechts‘.“

Weiter schrieb er in diesem Artikel: „Unsere […] Chance ist es, daß wir dem weitgehend unterschwelligen, manchmal auch offen zutage getragenen, finsteren Haß vieler ‚Grüner‘ und sonstiger Adepten der Frankfurter Schule gegen alles Deutsche das eh und je Stärkere, Schönere, Strahlendere entgegenstellen können: die Liebe, unsere Vaterlandsliebe.“ Springmann unterhielt auch enge Kontakte zu Werner Georg Haverbeck und dessen Frau, der Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck

Baldur Springmann war von November 1933 bis März 1934 Mitglied der SA, seit November 1936 SS-Bewerber. In einem Fragebogen für SS-Angehörige von 1940 für das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS bezeichnet er sich als gottgläubig. Springmann „blieb aber auf Distanz zu den Anthroposophen, deren Lehre ihm zu christlich schien“. Nach 1945 wurde Springmann aktiv in der Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft, „einem von naturreligiösen Ex-Nazifunktionären gegründeten Verband“

Seit der Mitte der 1950er Jahre engagierte sich Springmann in der ökologischen Landwirtschaft. Springmann war Mitglied der Internationale der Kriegsdienstgegner (IDK), einer deutschen Sektion der War Resisters’ International (WRI). Hieraus entstand die Idee eines Zivildienstes im Ökolandbau, wofür in Zusammenarbeit mit Wilhelm Ernst Barkhoff und der Bochumer Gemeinnützigen Treuhandstelle (GLS Treuhand) die Agrar- und Sozialhygienische Entwicklungsgesellschaft ASE Neuland e.V. gegründet wurde, die 1970 die Anerkennung als Einrichtung des Zivilen Ersatzdienstes erhielt.

In der Folge leisteten Kriegsdienstverweigerer ihren Zivildienst auf dem Hof Springe ab.

Aus dem Engagement in der ökologischen Landwirtschaft entwickelte sich sein Engagement in der Anti-Atomkraft- und Ökologiebewegung, insbesondere in den 1970er Jahren im Weltbund zum Schutz des Lebens (WSL-D), in dem er zeitweise Vorsitzender des Landesverbands Schleswig-Holstein war und dessen Bundesverband 1985 aufgrund rechtsextremer Aktivitäten aus dem internationalen WSL ausgeschlossen wurde.

Mit dem WSL kämpfte er u. a. gegen den Bau des Kernkraftwerks Brokdorf. Politisch aktiv war er in der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD), die sich seit 1973 als Partei des Lebensschutzes deklarierte und als erste Partei explizit dem Thema Ökologie zuwandte. Springmann, der zeitweise Landesvorsitzender war, wurde eingeladen, das für die AUD neue Thema in Schleswig-Holstein zu bearbeiten;

Daneben war Springmann in zahlreichen Umweltschutzgruppen, Anti-AKW- und Bürgerinitiativen engagiert und arbeitete im Vorstand des Umweltverbands Schleswig-Holstein mit. 1978 gehörte Springmann zu den Mitbegründern der Grünen Liste Schleswig-Holstein (GLSH).

Während der Bildung der Sonstigen Politischen Vereinigung/Die Grünen im Jahre 1979 war Springmann bereits durch Presse und Fernsehen bundesweit bekannt und wurde aufgefordert, als Sprecher zu kandidieren. Er lehnte nach eigenen Angaben mit der Begründung der Vermeidung von Ämterhäufung ab.

 Für die Europawahlliste ließ sich Springmann an vierter Stelle – nach Petra KellyHerbert GruhlRoland Vogt und vor Joseph Beuys – nominieren. Er teilte diesen Platz gemäß festgelegtem Rotationsprinzip mit Manfred Siebker vom Club of Rome.

1980 beteiligte er sich an der Parteigründung Die Grünen.

1982 gründete er gemeinsam mit Herbert Gruhl die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), deren stellvertretender Vorsitzender er zunächst war. In der Folgezeit gab er die aktive parteipolitische Betätigung auf.

Nachdem Springmann auch in der ÖDP wegen seiner „sektiererischen“ Ansichten kritisiert worden war, trat er 1983, ohne die Presse darüber zu informieren, aus der Partei aus.
1982 veröffentlichte er das Buch Partner Erde. Einsichten eines Öko-Bauern im rechtsextremen Arndt Verlag. 1989 war Springmann maßgeblich an der Gründung der ÖDP-Abspaltung Unabhängige Ökologen Deutschlands (UÖD) beteiligt. Außerdem engagierte er sich in der Deutschen Aufbau-Organisation (DAO) von Alfred Mechtersheimer, in dessen Sprechergremium er gewählt wurde.

Er veröffentlichte in der Folge noch in einer Vielzahl von völkischen und rechten Organen.

Laut Oliver Geden lag Springmanns Hauptbetätigungsfeld in der Verbindung von Rechtsextremismus, Ökologie und Spiritualität, die er vor allem als Gemeindeleiter der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR) und in der Ökosophischen Initiative Kiel praktizierte. Publizistische Beiträge Springmanns fanden sich in rechtsextremen Zeitschriften wie Nation und Europa, aber auch in völkisch-religiös orientierten wie etwa Unitarische BlätterSamenkörner oder Glauben und Wirken.

Monika Kirschner schrieb im Informationsdienst gegen Rechtsextremismus: „Springmann bezeichnet sich als Ökosoph im lebenslangen Bemühen um bäuerliche Lebensart. Als solcher bereitet er eine krude Mischung aus völkisch-esoterischer Religiosität und Ökoromantik auf, in der auch christliche Versatzstücke zu finden sind“. Unbelegt ist jedoch, ob sich Springmann als Ökosoph bezeichnet hat.
Peter Nowak sah eine Entwicklung zum rechten Esoteriker gegeben.
Janet Biehl und Peter Staudenmaier ordnen Baldur Springmann wegen seines Engagements beim Weltbund zum Schutz des Lebens bei den Holocaust-Leugnern und der extremen Rechten ein.
Gerard Braunthal nennt ihn „the nationalist ecology specialist“

Heute wird Baldur Springmann insbesondere im Kontext rechtsextremer Siedlungsbewegungen in der Tradition der Neo-Artamanen durch die NPD rezipiert, die damit ihre völkisch-ökologische Propaganda unterfüttert. 
Toralf Staud nennt Springmann einen „extrem rechten Mitbegründer der Grünen“

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