Die Geschichte spielt in der Stadt Tuskegee in Macon County, im Hinterland von Alabama. Dort lebten viele Schwarze in sehr ärmlichen Verhältnissen und arbeiteten als Landarbeiter. Es gab in der Gegend nur wenige Ärzte, so dass die Menschen kaum Zugang zu einer Gesundheitsversorgung hatten. Da viele an Syphilis erkrankt waren, finanzierte die philanthropische Julius-Rosenwald-Stiftung ein Projekt, um den Menschen in Macon County zu helfen. Schon nach kurzer Zeit, während der Weltwirtschaftskrise von 1929, ging der Stiftung allerdings das Geld aus. Sie übergab das Projekt an den Public Health Service, eine US-Gesundheitsbehörde.
Diese wandelte 1932 das Hilfsprogramm in die Tuskegee-Syphilis-Studie um. Die Grundannahme des Experiments war rassistisch: Die Studie sollte zeigen, dass sich die Syphilis bei Weißen und Schwarzen unterschiedlich auswirken würde. Insbesondere gingen die Forscher davon aus, dass bei Schwarzen seltener Gehirnschäden im letzten Stadium der Erkrankung entstehen würden.
Die Kranken sollten tot der Forschung dienen
Nach der Studie wurden weitreichende Änderungen an den Standardforschungspraktiken vorgenommen. Die Bemühungen zur Förderung der höchsten ethischen Standards in der Forschung dauern bis heute an.
Das Tuskegee-Experiment gilt als der größte Medizinskandal in der Geschichte der USA. Bis 1972 wurden 399 Menschen mit potenziell tödlicher Syphilis nicht behandelt. Die entscheidende Lehre aus dem staatlich verordneten, qualvollen Sterben hat bis heute nicht an Bedeutung verloren.