Die Lepra (Aussatz) ist eine chronische Infektionskrankheit. Sie wird durch ein Bakterium (Mycobacterium leprae) verursacht, das bevorzugt die Haut, vor allem die Schleimhaut der oberen Atemwege, die Augen und peripheren Nerven befällt.
Vorkommen
- Die Lepra tritt vor allem in Südostasien, Afrika, Amerika und dem westpazifischen Raum auf.
- Nach offiziellen Angaben aus 139 Ländern wurden 2020 weltweit 127.558 Lepra-Neuerkrankungen registriert.
- Davon werden rund 95% dieser Fälle aus folgenden Ländern berichtet: Angola, Bangladesch, Brasilien, China, Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Indien, Indonesien, Madagaskar, Mosambik, Myanmar, Nepal, Nigeria, Philippinen, Süd-Sudan, Sri Lanka, Sudan und Tansania. Länder mit Schwerpunkten sind u.a. Indien, Indonesien, Myanmar und Brasilien.
Beschwerden
- Die Lepra (Aussatz) ist eine chronische Infektionskrankheit.
- Die Inkubationszeit beträgt zwischen 9 Monate bis 20 Jahre (durchschnittlich 5 Jahre)
- Sie wird durch ein Bakterium (Mycobacterium leprae) verursacht, das bevorzugt die Haut, vor allem die Schleimhaut der oberen Atemwege, die Augen und peripheren Nerven befällt.
- Im weiteren Krankheitsverlauf sind auch Muskeln, Knochen und Gelenke betroffen, so dass es unbehandelt nach einem längeren Zeitraum zur Erblindung, Lähmung und Verstümmelung kommt.
Übertragung
- Die Übertragung erfolgt mittels Tröpfcheninfektion.
- Es benötigt einen langfristigen, engen Kontakt mit einem Infizierten bis es zur Infektion mit dem Erreger kommt.
- Zu den Risikogruppen gehören Kinder und junge Erwachsene.
- Nur max. 10% der Infizierten erkranken.
- In der Reisemedizin spielt die Lepra eine sehr geringe Rolle. Seit 2001 wurden dem RKI im zwischen 0 bis 5 Lepra-Fälle pro Jahr gemeldet.
- Größere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Verstümmelungen oder Lähmungen betreffen vor allem die einheimische Bevölkerung, aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung und notgedrungenen Lebensumständen in ärmlichen und unhygienischen Verhältnissen.
Schutz
- Die Ursache von Lepra-Infektionen steht oft im Zusammenhang mit mangelnder Hygiene, Unterernährung und einem geschwächten Abwehrsystem, daher besteht für Reisende ein sehr geringes Infektionsrisiko
Lange wurde angenommen, dass nur zwei Lepra-Bakterienstämme im Mittelalter auftraten, doch ließ sich 2017 die Existenz aller zehn bekannten Stämme auch schon in dieser Zeit nachweisen. Das älteste sequenzierte Genom stammt vom Friedhof von Great Chesterford in England. Es wird in die Zeit zwischen 415 und 545 datiert und gehört zum gleichen Leprastamm, der in heutigen Eichhörnchen nachgewiesen wurde. Dies könnte darauf hinweisen, dass sich die Lepra mit dem Fellhandel ausgebreitet hat. Für das 7. und 8. Jahrhundert wurde Lepra bei den Langobarden nachgewiesen, war aber auch im Frankenreich verbreitet. Das Leprosorium an der Königsstraße nach Maastricht in Aachen-Melaten kann nach Ausgrabungsergebnissen auf das 8. Jahrhundert datiert werden. Ein Aussatz-Kapitel findet sich (auf Blatt 21v bis 22v) im Lorscher Arzneibuch aus dem ausgehenden 8. Jahrhundert.
Im Umfeld größerer Städte entwickelte sich ab dem 11. Jahrhundert mit den Leprosenhäusern eine eigene Hospizform. In Würzburg wurde im 11. Jahrhundert ein Hospital für Leprakranke gegründet (weitere Würzburger Leprosorien folgten). Das Bremer Leprosenhaus St.-Remberti-Hospital, das dem Heiligen Rembert gewidmet war, fand erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich Erwähnung. Ein komplettes Ensemble aus Siechenhaus, Kapelle, Bildstock zum Almosensammeln und Leprosenfriedhof hat sich in Trier erhalten.
Die allgemeinere Verbreitung des Aussatzes in Europa im Mittelalter wird oft den Kreuzzügen zugeschrieben. Sie erreichte ihren Höhepunkt im 13. Jahrhundert und verschwand mit dem Ende des 16. Jahrhunderts weitgehend aus der Reihe der chronischen Volkskrankheiten in Mitteleuropa. Der Grund für ihr Verschwinden war unbekannt. Man ging davon aus, dass ein durch die heimkehrenden Kreuzfahrer mitgebrachtes neues Hygienebewusstsein in Europa einzog, wodurch in Folge überall neue Badehäuser entstanden. Ein weiterer Grund wird in anderen, schnell zum Tode führenden Epidemien gesehen wie Pest, Cholera und Typhus, die bei den geschwächten und unter prekären Verhältnissen auf engem Raum beieinander wohnenden Leprösen ein ideales Verbreitungsumfeld fanden.[22]
Im Mittelalter konnte erstmals anhand spezifischer Symptome, die sowohl bei der Lepraschau in heilkundlicher (ab dem 13. Jahrhundert in diagnostischen Kurztraktaten) und auch in Unterhaltungsliteratur beschrieben wurden, die Lepra (oder miselsuht) diagnostisch festgestellt werden. Zu derartigen Leprasymptomen gehört eine insbesondere im Bereich der Achillessehne frühzeitig auftretende Schmerzunempfindlichkeit, wie sie 1363 von Guy de Chauliac beschrieben wurde. Einer der umfangreicheren Lepraschau-Texte in deutscher Sprache, der auch Entlehnungen aus dem Libellus de signis leprosorum (um 1300) von Arnald von Villanova enthält, findet sich in einem um 1495 entstandenen, von Anton Trutmann verfassten Arzneibuch.
Im Verlauf der Entdeckung des Seeweges nach Indien, der Entdeckung Amerikas und der Kolonialisierung Afrikas und insbesondere des Sklavenhandels gelangte der Erreger u. a. nach Indonesien, Westafrika und Amerika sowie in die Karibik, den Pazifik und nach Brasilien.
In Europa wurden die Aussätzigen im Mittelalter vielfach für „bürgerlich tot“ erklärt und waren gezwungen, in der Öffentlichkeit (außerhalb eines Leprosoriums) ein Lazaruskleid zu tragen und eine Warnklapper oder Glocke zu verwenden, damit sich andere eine räumliche Distanz schaffen konnten.
Ältere Forschungen gingen vorwiegend davon aus, dass Lepra hauptsächlich durch die Tuberkulose zurückgedrängt worden sei. Die von der Lepra geschwächten Menschen seien oft auch von Tuberkulose befallen, die die Kranken schnell töte und so eine Ausbreitung der Lepra verhindere.
Die moderne Forschung denkt jedoch eher an eine Art natürlicher Selektion durch genetische Ursachen, da paläoepidemiologisch mit dem Rückzug der Lepra mehr Fälle von Schuppenflechte (Psoriasis) festgestellt wurden, wobei beide Krankheiten sich offenbar gegenseitig ausschließen.
In der jüngsten Studie einer dänischen Gruppe wies man erstmals anhand von Lepraopfern aus dem mittelalterlichen Odense nach, dass es eine gewisse genetische Selektion gab. Personen mit einer bestimmten Variante des Immun-Gens HLA-DRB1 waren erheblich anfälliger für eine Infektion. Dieses Gen spielt eine bedeutende Rolle bei der Erkennung des Erregers Mycobacterium leprae. In den heutigen Europäern ist diese abgeschwächte Variante bedeutend seltener und durch die Lepra selbst ausselektiert worden. Am seltensten ist die anfällige Variante unter Nordeuropäern zu finden. Leprakranke gaben die genetischen Risikofaktoren nicht mehr weiter, da sie keine Nachkommen hervorbrachten